Shokz: Knochenschall Kopfhörer im Test

Ein offenes Ohr

Auch wenn es Viele ignorieren: Lauf-Kopfhörer sollten so „offen“ sein, dass man die Umwelt noch gut hört. Das US-Label „Shokz“ ist deshalb seit 2011 bei „OpenEar“ Kopfhörern das Maß aller Dinge. Wir haben das Spitzengerät der „OpenRun“ Serie für euch getestet.

Das ist jetzt ein bissi blöd. Weil: Eigentlich war ich ja davon ausgegangen, dass mein bester Freund den Kopfhörer länger verwenden wird – und ich in einem halben Jahr einfach mal nachfrage, wie es ihm mit dem „OpenFit“ so geht. Weil ich vor wenigen Wochen, nach einem ganz kurzen Ausprobieren, sofort erkannt hatte, dass ich selbst a) mit dem „OpenRun Pro“ nicht nur subjektiv glücklicher, sondern auch b) was meine Ansprüche und Bedürfnisse an einen Kopfhörer angeht, objektiv besser bedient bin. Weil … aber dazu gleich mehr.

Was daran blöd ist? „Shokz“ hat kürzlich genau jene Gründe, die mich bei der Wahl des Lauf- (und auch Alltags-)Kopfhörers zum „OpenRun Pro“ greifen ließen, durch ein Firmware-Upgrade ausgeglichen. Also muss ich meinem besten Freund wohl die Dauerleihgabe wieder entwenden – obwohl er mit dem Teil, wie er schreibt, „zu 150 Prozent happy“ ist.

Aber der Reihe nach: Darüber, ob Laufen mit Musik super oder ein NoGo ist, könnte man lange debattieren – ohne Ergebnis. Fakt ist, dass viele Läuferinnen und Läufer sich ohne Beschallung nicht in Bewegung setzen. Deshalb ist die Frage, womit man sich Beats ins Ohr holt, seit der Erfindung des Walkmans relevant – also seit 1977: Ging es da zunächst um das „Eiern“ von Kassetten oder das „Springen“ bei CDs, geht es seit der Erfindung des MP3-Players und deren Implementierung in Bluetooth-fähige Smartphones nur noch um die Frage des Kopfhörers: Fett oder in-ear? Oder gibt es einen Plan C? Und wenn ja: Wozu? Denn was könnte ein anderer Kopfhörer mehr können – und wozu sollte das gut sein?

Womit wir bei „Shokz“ wären. 2011 unter dem Namen „AfterShokz“ gegründet, fokussierte man bei der US-Marke auf genau jenes Problem, das Kopfhörer-Träger:innen meist nicht bewusst ist: Wer sich im öffentlichen Raum – erst recht in Bewegung – die Ohren zu macht (und das tut jeder „klassische“ Kopfhörer in der oder über der Ohrmuschel ), schaltet ein wichtiges Warn- und Wahrnehmungstool aus: Lange vor wir sehen, hören wir – und auch wenn Umgebungslärm mitunter lästig ist, ist das im Verkehr (und Laufen oder Radfahren IST Verkehr) oft gefährlich. Also eigentlich keine gute Idee.

Shokz löste das Dilemma mit einer Technologie, die bis dahin vor allem bei Hörgeräten angewandt wurde: Die Übertragung von Schallwellen über den Knochen. Grob vereinfacht gesagt funktioniert „Boneconduction“, weil Schallwellen nicht nur über das Trommelfell sondern auch die diversen Schädelknochen zum Gehör kommen – und „verstanden“ werden.

Shokz baute also Kopfhörer, die statt in die Ohrmuschel auf den Backenknochen wummern. Der Vorteil: Das Ohr an sich bleibt frei – die Geräusche der Außenwelt kommen ungefiltert und ungebremst an.

Einen zweiten Vorteil nahm man im Vorbeilaufen mit: Mit dieser Technologie lassen sich Probleme mit Feuchtigkeit an der „klassischen“ Kopfhörermembran oder im Ohr leichter vermeiden: Bei der Zielgruppe „Sportler:innen“ nicht unwichtig.

12 Jahre, 2000 Patente und sieben Millionen verkaufte Headsets später heißt das Label nur noch „Shokz“ und ist mit einem breit aufgestellten Produktportfolio unumstrittener Marktführer im Open-Ear-Feld. Und daran, dass dieses Segment wächst, besteht wenig Zweifel. Nicht nur weil in Wien der WEMOVE-Laden der erste war, der den „Klassiker“, den „Open Shokz“, in Österreich unter die Läufer brachte (und mit dem Nachordern bald kaum mehr nach kam), sondern auch weil in Trendsetter-Städten wie New York auffällt, dass Frei-Ohr-Hörer mit AirPod & Co gleichgezogen haben: Eben weil man Verkehr und Mitmenschen besser hört.

Das ist es auch, was mich seit Jahren zum „OpenRun“ greifen lässt – obwohl ich beim Laufen eigentlich kaum Musik höre. Beim Radfahren so gut wie nie. Trotzdem sieht man mich „draußen“ selten ohne die Shokz-Bügel an der Backe.

Wieso? Weil der Shokz auch ein super Trainingstool ist: Meine Uhr – bei mir ist es die Garmin Epix, aber auch weit günstigere Modelle sind da längst mit dabei, „kann“ nämlich Musik. Direkt über Bluetooth zum Kopfhörer – ganz ohne Handy. Ich muss lediglich Musik (oder sich selbst aktualisierende Spotify-Listen) auf den Wecker spielen: das Handy bleibt beim Laufen immer öfter daheim.

Was eine gute Laufuhr aber auch kann, ist Laufdaten (Pace, Zeit, Strecke) oder Trainingsprogramme (Fahrtenspiel, Intervalle, Whatever) anzeigen. Oder, hier: Ansagen. Punktgenau: „Intervall vier. Drei Minuten. Pace zwischen 4:20 und 4:50“ kommt genauso ins Ohr wie: „Im Bereich“ oder „unter/über dem Bereich“. Das kann was. Außerdem navigiert mich die Kombi „Uhr & OpenRun“ beim Traillaufen ziemlich deppensicher mit akustischen Signalen durch den Wald.

Will ich es genauer, stecke ich halt das Handy ein – und über den Kopfhörer bekomme ich aus „Komoot“ dann präzise Wegansagen. Beim Laufen ist das nett, am Rad aber genial. Auch weil längst manche Radcomputer (wieder: ganz ohne Handy) präzise durch die Welt führen. Inklusive Landesstraßen-, Straßennummern  und anderen Details. Und am Rad sind meine offenen Ohren meine „Rückspiegel“.

Ähnlich am Motorrad: AirPods unterm Motorradhelm drücken nicht nur, sie schließen auch das Ohr ab – und beim Helmabnehmen verliert man sie irgendwann unter Garantie. Mein Shokz dagegen…

Und da ist noch etwas: Mit dem OpenRun (und mittlerweile seinem Nachfolger, dem OpenRun Pro) kann man natürlich auch telefonieren. Am Rad ist das zwar ein Wind-Problem, aber daheim oder im Office habe ich den Bügel so gut wie immer auf: Er stört nicht. Und versteht sich mit mehreren Geräten gleichzeitig: Handy und Laptop etwa, was das Leben mit Zoom & Teams & Telefon einfacher macht. In meiner Welt ist das richtig wichtig.

Unlängst schickte mir Shokz dann ein neues Spielzeug zum Testen: Den „OpenFit“. Im Gegensatz zum „OpenRun“ hängt man hier nicht einen Bügel über beide Ohren sondern hat zwei separate Hörer – für jedes Ohr einen. Sie halten, weil da ein kleiner Teil des Hörers doch ins Ohr ragt, bombenfest. Aber das Ohr wird dennoch nicht zu- oder abgeschlossen: Alle Umweltgeräusche bleiben intakt.

Der „Open Fit“ ist super bequem. Sitzt ohne zu irritieren: Nach zwei Minuten hatte ich ihn vergessen. Und Ton, Konnektivität & Telefonqualität gleichen dem „OpenRun“.

Trotzdem waren da zwei fette „Aber“: Der „Fit“ versteht sich immer nur mit einer Schallquelle. Außerdem kann ich am „Run“ die Lautstärke direkt am Kopfhörer regeln – beim „Fit“ muss ich zu Handy, Uhr oder Laptop greifen. Ich probierte es aus: Nicht meins. Also reichte ich das Teil meinem besten Freund.

Doch dann – vor wenigen Tagen – kam dieses Firmwareupgrade: Der „OpenFit“ versteht sich nun ebenfalls auch mit mehreren Quellen gleichzeitig. Und man kann jetzt auch bei ihm die Lautstärke am Ohr regeln. Geil! Ein echter Gamechanger!

Somit habe ich ein Problem. Eigentlich zwei: Zum Einen ist es – trotz aller vorherigen Absprachen – nicht elegant, einem Freund ein Spielzeug, das er liebt, wieder weg zu nehmen. Und zum Anderen stehe ich vor dem Dilemma, mich entscheiden zu müssen: Zwei Kopfhörer gleichzeitig zu tragen, ist schließlich auch keine Option.

Den Skokz OpenRun Pro und OpenMove findest du im WEMOVE Runingstore Wien Mitte – The Mall.

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